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Peter Heinschink (im Hintergrund)

Schuld
war nur der Bossa Nova
Artikel
von: Jasmin Klein 25.10.2016
Die
Bossa Nova (dt.: neue Welle) ist eine brasilianische Musikbewegung, die Ende
der Fünfziger Jahre entstand und 1964 mit dem Militärputsch ihr
vermeintliches Ende fand. In diesen wenigen Jahren wurde eine Musikrichtung
erschaffen, die die Menschen bis heute berührt.
Rosa Enciso und Peter Heinschink lieben diese Musik. Ich treffe beide in
einem Café in der Südstadt. Der Spätsommer ist noch warm, und man könnte sich
vorstellen, man säße in einem Café in Rio de Janeiro, der ehemaligen Hochburg
der Bossa Nova. Ich möchte wissen: wie kommt man als Europäer 2016 auf eine
brasilianische Musikrichtung der Fünfziger Jahre?
Peter
Heinschink ist Musiker. Mit acht bekam er seine erste Gitarre, mit 13 den
ersten Unterricht, und schon im Alter von 16 machte er Filmmusik für den WDR.
Er spielte in verschiedenen Bands, u.a. als Vorgruppe von Tears for Fears und
als Studiomusiker für diverse Musikgruppen.
Peter
Heinschink: „Mir war das Musikbusiness aber auf Dauer zu unehrlich. Da ging
es überwiegend um Marketing, um Geld. Der Künstler erhielt 7% des Umsatzes, den
Rest bekamen die Agentur, der Verlag oder das Label.
Ich lernte sehr gute Musiker kennen und musste feststellen, dass sie nebenbei
andere Jobs hatten, um finanziell über die Runden zu kommen. Da beschloss
ich, nur noch die Musik zu machen, die mir gefällt, und mir auch einen Job zu
suchen, der mir zumindest die Miete und das Essen sichert.
Ich habe viele Musikstile ausprobiert: Jazz, Flamenco, aber ich fühlte das
alles nicht.
Als ich Ende 20 war, steckte man mir das ‚Real Book’ zu. Das wird auch als ‚die
Bibel des Jazz’ bezeichnet, weil so viele Jazzkompositionen transkribiert
sind. Darin fand ich ‚The Girl from Ipanema’. Daraufhin kaufte ich mir bei
Zweitausendeins die CD von Joao Gilberto und Stan Getz, hörte sie mir an und
wusste: das ist die Musik, die ich machen möchte.
Heute
kann man sich bei Youtube anschauen, wie Joao Gilberto die Finger beim
Gitarrenspiel bewegt. Er hat eigene Griffe erfunden. Früher hatte ich nur
mein Gehör, hörte mir stundenlang Übergänge an und versuchte, die Griffe
herauszuhören. Damals hatte ich einen Proberaum und Zugang zu einem Studio.
Dort habe ich mir stundenlang das Gitarrenspiel angehört und mir die Griffe
angeeignet. Es ließ mich nicht mehr los, und seitdem mache ich nichts
anderes. Ich möchte seine Musik weiterführen, damit er nicht in Vergessenheit
gerät.“
Rosa,
wie kamst Du zur Bossa Nova?
Rosa
Enciso: „Ich
komme ursprünglich aus Spanien und habe auch in Frankreich gelebt. Ich war
18, als ich bei einem Freund aus Guatemala in Paris zum ersten Mal die
Doppel-LP von Joao Gilberto hörte. Zuhause habe ich sie mir gleich gekauft.
Seitdem hat mich diese Musik nicht mehr losgelassen.
Mit jedem Gitarristen, den ich kennen lernte, wollte ich Bossa Nova machen.
Es wurde aber nie richtig gut. Dann habe ich viele andere Sachen gemacht,
Latin, Gospel, A Capella usw. Ich arbeite auch als Übersetzerin, aber ich
singe seit vielen Jahren in verschiedenen Formationen.
Irgendwann
dachte ich mir: Du kannst nicht Dein ganzes Leben warten, bis jemand auf Dich
zukommt. Also suchte ich intensiv im Internet nach einem Gitarristen, mit dem
ich brasilianische Musik machen kann, gab auch Anzeigen auf und suchte in
Internet-Foren. Und so bin ich auf Peter gestoßen. Bevor wir uns trafen,
schickte ich ihm eine Liste von 30 Bossa-Nova-Liedern. Er kannte schon 25
davon. Somit stand unser Repertoire quasi schon, bevor wir das erste Mal
miteinander spielten. Wir trafen uns das erste Mal im Oktober 2012, und
obwohl wir uns nur einmal die Woche sahen, war die Sympathie sofort da. Schon
ab dem ersten Stück. Ich war danach euphorisch, er durcheinander.“

Peter: „Ich war verwirrt, denn ich kannte viele
Sänger und Sängerinnen, die ins Studio kommen und erst einmal eine Show
abziehen. Rosa war aber schüchtern und ein wenig zurückhaltend, und ich
verstand gar nicht, warum. Denn ich habe sofort erkannt: sie hat es drauf!
Seitdem ich mit Rosa arbeite, ist mein Selbstbewusstsein gestiegen, weil ich
jetzt gute Qualität erzeugen kann. Ich habe vorher mit vielen Sängerinnen
geprobt, auch aus Holland, darunter studierte Jazzsängerinnen, aber die
wollten mich immer in die Jazzschiene rücken. Rosa ist keine Jazzsängerin.
Sie singt nach Gefühl. Und dadurch klappt es.
Das Schwere an der Bossa Nova ist die Leichtigkeit.“
Rosa: „Das Stück ‚Summer Samba’ zum Beispiel
fiel uns am Anfang total schwer, aber irgendwann haben wir es geknackt. Wenn
wir es heute spielen, ist es so leicht, und wir verstehen gar nicht mehr, was
uns anfangs daran so schwer fiel. Manchmal stimmen schon der Rhythmus und die
Stimme, aber es ist noch nicht reif genug, um es live zu spielen.
Peter: „Ich übe jeden Tag mehrere Stunden, um
diese Leichtigkeit beim Gitarrenspiel zu erhalten. Das ist wie bei einem
Sprinter, der einmal 100 m unter 10 Sekunden gelaufen ist. Er darf nicht
ruhen, sonst schafft er es nicht mehr unter 10.
Bossa Nova ist wie eine eigene Sprache, eine überaus gewaltfreie noch dazu.
Im Gegensatz zu klassischer Musik wie z.B. Wagner, wo ja alles sehr gewaltig
wirkt. Bei der Bossa Nova sitzt man auf einer Decke am Strand, hört die Wellen
und möchte einfach nur in Ruhe gelassen werden.“
Rosa: „Die Musik gibt Ruhe und
Ausgeglichenheit, und die darin enthaltende Traurigkeit ist eine, die man gut
aushalten kann.“
Was
erwartet den Besucher bei Euren Erzählkonzerten?
Rosa: „Geschichten und Musik. Geschichten zur
Musik. Wir erzählen etwas über die Stücke selbst und über die Interpreten.
Peter: „Die Erzählkonzerte, die wir machen, die
gibt es ja sonst gar nicht. Es ist keine musikalische Lesung, sondern eine
schöne Mischung aus Musik und Aha-Erlebnis. Dabei stellen wir uns vorher auf
das Publikum ein. Wir sind da sehr spontan und haben ein großes Repertoire.“
Rosa: „Wir erzählen die Geschichte der Bossa Nova:
ihren Anfang 1958, den ersten Song, ihre Weiterführung, die Veränderung und
die letzten Stücke mit dem Ende 1964. Es sind intime Konzerte. Zum Zuhören
und Mitwippen.“
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